Photovoltaikanlage verursacht Brand – Nur die Solaranlage brannte

Am Sonntag den 01. April 2012 brannte auf einem Dach (Gesamtfläche 4.000 qm) einer Lagerhalle in Goch eine Solarstromanlage. In der Halle selbst sind Kartoffeltrockenprodukte sowie getrennt davon Textilien gelagert. Personenschäden gab es keine. Auch eine Umweltgefährdung durch den Brandrauch bestand nicht. Über 120 Feuerwehrleute waren an diesem Tag im Einsatz.

Brand einer Photovoltaikanlage in Goch
Bildquelle: Freiwillige Feuerwehr der Stadt Goch

Zuerst war die Brandursache unklar, jedoch konnte durch einen Sachverständigen die Photovoltaikanlage als Brandursache ermittelt werden. Der Brandursachenermittler der Kripo führte den Brand auf einen technischen Defekt im Bereich der Photovoltaikanlage zurück.

Nur die PV-Anlage wurde Opfer der Flammen

Die Löschmaßnahmen der Feuerwehr konzentrierten sich lediglich auf den Außenbereich, da nur die Außenseite des Daches betroffen war. Wie die Bilder der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Goch belegen, blieb die Dachhaut weitestgehend unbeschädigt. Das Feuer drang nicht durch das Dach und zerstörte auch das darunterliegende Gebäude nicht.

Luftbild Brand einer Photovoltaikanlage in Goch
Bildquelle: Freiwillige Feuerwehr der Stadt Goch

Als Versicherungsmakler mit der Spezialisierung auf Photovoltaikversicherungen erhalten wir täglich Schadenbilder, darunter auch etliche Brände. Jedoch ist uns in unserer langjährigen Laufbahn noch nicht untergekommen, dass ausschließlich Solarkomponenten wie Solarmodule, Montagesystem und Kabel abgebrannt sind und das Dach, mal abgesehen von geringen Schäden, fast unversehrt blieb.  Dazu muss gesagt werden, dass die meisten Glasformen, auch das Glas von Solarmodulen, bei etwa 600 Grad Celsius schmelzen. Die Unterkonstruktion (Montagesystem) besteht entweder aus Aluminium oder Stahl. Stahl schmilzt bei einer Temperatur von etwa 1.200 Grad Celsius und Aluminium schmilzt bei einer Temperatur bei ca. 550 Grad Celsius.

Wie kann es sein, dass alle Solarkomponenten dahinschmelzten und das Dach nahezu unbeschädigt blieb? Wir fragen daher die Experten unter unseren Lesern und laden zu einer Diskussionsrunde ein. Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung.

Weitere Bilder des Brandes mit Photovoltaikanlage

Photovoltaikanlage verursacht Brand – Nur die Solaranlage brannte
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3 Gedanken zu „Photovoltaikanlage verursacht Brand – Nur die Solaranlage brannte

  • 12. April 2012 um 19:17 Uhr
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    Nun, die Anlage ist/war aufgeständert. Brennende Teile waren also überwiegend auf/über der eigentlichen Dachhaut.

    Wenn nun der Wind noch „geholfen“ hat, und Wärme natürlich nach oben steigt, mag sich der Brand halt NICHT in die Dachhaut gefressen haben.

    Vielleicht hat es durch 1 defekte Stringisolierung (zwischen einer Plus/-Minusleitung) , ggf. innerhalb eines Kabelbündel per Lichtbogen ein Kabelbrand gegeben. Der Lichtbogen könnte dann so stark gewesen sein, sodass sich selbst die Module aus Glas und Alu geschmolzen sind.

    Das aber ist eher seltsamm. Wenn man ein Modul „künstiich“ auf 2-3 Tausend Grad erhitzen würde, kann dieses dann auf andere Module übergreifen?

    Bei der Aufständerung, wird ein schmilzendes, und vorallem mehrere schmilzende Module so viel hitze unterhalb von den Modulen entwickeln, sondass das angrenzende Modul wieder zu heiss wird.

    Etwas Spekulation beibt also, die Brandsachverständige werden dem bestimmt nachgehen.

  • 7. Januar 2014 um 20:27 Uhr
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    Ich bin zwar kein Brandexperte und nach Bildern zu urteilen ist immer schwierig, aber das Dach ist nicht so unversehrt, wie es auf den ersten Blick aussieht.

    Es handelt sich nach den Bildern auf der Webseite der Feuerwehr zu urteilen um ein Bitumendach. Bitumen ist ohne weiteren Schutz oder ohne Zusätze als brennbar in der Klassifizierung E gem. DIN EN 13501-1 einzustufen. Bezüglich der Klassifizierung bedeutet dies, dass es bei Bitumenbahnen unter Umständen zu einem Flash-Over kommen kann. Hierbei beginnt der Werkstoff nach einem bestimmten Zeitraum schlagartig vollständig zu brennen. Harte Bedachungen müssen jedoch mind. den Anforderungen nach DIN EN 13501-5 nach Klassifizierung Broof(t1) entsprechen; d.h. „normal entflammbar“. Dies kann einerseits erreicht werden durch ein bauaufsichtliches Prüfzeugnis oder bei Bitumenbahnen wenn diese durch mineralische oder keramische Bestreuung oder durch eine durchgehende mind. 50 mm starke Kiesschicht mit der Körnung 16/32 geschützt sind. Aufgrund der fehlenden Kiesschicht und einer möglichen abgewitterten Bitumenbahnoberfläche mit den dort freiliegenden blanken Bitumenstoffen kann die Bedachung in ihrer Eigenschaft als „harte Bedachung“ stellenweise stark eingeschränkt bzw. nicht mehr gegeben sein. In Verbindung mit einer Lichtbogenbildung bei der PV-Anlage mit einer damit verbundenen starken Wärmeenergie kann sich das Bitumen entzünden. Der Brand findet dann über die Dachfläche mit den Kabeln und Modulen noch reichlich Nahrung.

    Nachdem auf Industriedächern der Dachaufbau bestimmten brandschutztechnischen Anforderungen unterliegt, ist davon auszugehen, dass unter der Bitumenbahn sich eine nicht brennbare Schicht z.B. Mineralwolle befindet. Somit hat sich der Brand lediglich auf die Dachhaut beschränkt und ist nicht durch das Dach nach Innen gedrungen – deshalb auch der erste Anschein eines unversehrten Daches.

    Die Installation von PV-Anlagen auf Bitumendächern, insbesondere älteren Bitumendächern ohne weitere Schutzschicht ist deshalb aus brandschutztechnischer Sicht immer problematisch.

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